Das unbekannte Japan – Yakushima: die wildeste und älteste Insel der Welt
Ein oberflächlicher Beobachter nimmt vielleicht nur die banale Schönheit dieses felsigen Vorpostens mit seinen vielen Bäumen wahr: gigantische tropische Pflanzen, schwarze Felsen und Stille. Ein verwunschener Ort, der von Mutter Natur beherrscht wird, die sich manchmal auf bezaubernde und heftige Weise bemerkbar macht, gelegentlich auch ungestüm und wild, aber stets spektakulär ist und dem Beschauer das Gefühl gibt, unbedeutend und unbeschwert zu sein.
Uns umgibt die zauberhafte Atmosphäre eines tausendjährigen Waldes, dessen Kraft sich in dem üppigen Laubwerk und den kleinen Geschöpfen widerspiegelt, die uns beäugen.
Die Insel hat dem Menschen eine einzige Küstenstraße überlassen, die nicht hinein ins Innere der Insel führt … niemals. Kein Ressort, keine Unterhaltung, kein offenes Lokal nach 21 Uhr, keine Musik. Nur die heiteren und ruhigen Wanderer, ihre stille Bewunderung für diesen irdischen Wallfahrtsort und seine Geheimnisse.
Nach einem Tag an der Sonne im Kampf mit den Heringen bläst uns ein wütender Wind unser Igluzelt weg. Wir schlagen unser Hauptlager in einem behelfsmäßigen, einfachen Schlafraum aus Holz auf, der wenige Meter von einer kleinen Bucht entfernt ist, an der man gemeinsam zelten kann.
Hier ändert sich das Wetter mit dem Rhythmus eines guten Buchs, und während wir abwarten, dass sich der Sturm beruhigt, bereiten wir frischen Fisch auf einem Gaskocher und ein bisschen Makrelen-Brühe zu und trinken ein paar Tassen des einheimischen Shōchū.
Wir stehen um 4 Uhr morgens auf, denn wir wollen zu Fuß das Zentrum der Insel erreichen und dann noch genügend Zeit für den Rückweg haben, bevor die Sonne untergeht.
Wir bereiten die Rucksäcke, Proviant und Seile vor, um ins Herz dieser Wildnis vorzudringen, die den Regisseur Miyazaki zu seinem berühmtesten Zeichentrickfilm „Prinzessin Mononoke” inspirierte (jetzt verstehe ich, warum!)
Wir wandern 10 Stunden lang unter dem ewigen Regen, der aus schwarzen Wolken fällt. Jeder Millimeter meines Körpers tropft und ist vollgesogen mit Freude: Der Regen lässt die Leute verschwinden, aber die Tiere kommen zum Vorschein! Unsere legendären Schuhe Dolomite, die treuen Kameraden vieler Abenteuer, begleiten uns auch bei diesem Ausflug durch Schlamm und Pfützen.
Der durchweichte Geldbeutel, die nassen Papiere und Banknoten sind ein geringer Preis für den Frieden, den dieser Ort vermittelt: Schritt für Schritt folgen wir einem Pfad und wärmen uns bei dem Gedanken, dass er uns zu der ältesten Zeder der Welt führt. Aber wer weiß, wie viele es auf dieser Insel noch gibt, die noch gar nicht entdeckt wurden.
Keine Seilbahn und kein Wanderweg erreichen diesen Punkt. Die wahre Schönheit ist wieder einmal die, die man sich erst mühsam erobern muss. Nur wer hierher gelangt, fühlt die unerklärliche Magie dieses unergründlichen Zaubers namens Yakushima.