Das grüne und faszinierende Durontal im Herzen der Dolomiten

Wir können nicht behaupten, einen Ort, eine Tour oder eine Schutzhütte richtig zu kennen, bevor wir alle möglichen Routenvarianten ausprobiert haben, die dorthin führen. Dieser Aspekt der Bergwelt hat uns schon immer fasziniert und stets unsere Entdeckungsfreude geweckt: dieses besondere Gefühl bei der Planung einer Wanderung oder einer längeren Tour, wenn uns die topografische Karte eine neue Route zu einem bereits bekannten Ziel zeigt  vielleicht mit einem besonders reizvollen Panorama  das wir auf unseren Ausflügen noch unzählige Male besuchen und nochmals erleben möchten.

Jedes Ziel in den Bergen bekommt eine neue Bedeutung, auch wenn wir es schon einmal besucht haben, je nachdem, auf welchem Weg wir dorthin gelangen. Deshalb haben wir uns entschlossen, wieder einmal das Fassatal im Trentino zu erkunden, aber diesmal über eines seiner Seitentäler, das Val Duron. Es schlängelt sich zwischen den nordöstlichen Abhängen des Rosengartens auf der einen, der Langkofel-Plattkofel-Gruppe auf der anderen Seite und der Gipfelreihe der Rosszähne, die am Ende des Durontals vor der Seiser Alm ausläuft.

Im Vorfeld schwanken unsere Gefühle zwischen Spannung, Vorfreude, Traum und banger Erwartung … bis wir in die Schuhe schlüpfen und uns auf den Weg machen … hin zum bekannten Ziel, aber auf einer neuen Route, die nach und nach in Form von neuen Perspektiven Gestalt annimmt und uns ein lebendiges Gefühl des Abenteuers vermittelt.

Wir gehen also zu unserer ersten Station, der Micheluzzi-Hütte am Einstiegspunkt zum grünen Durontal, umgeben von den Dolomiten und überragt von zahlreichen Berghütten. Das Wetter ist im Frühsommer unberechenbar, so dass wir unter Wolken wandern, die Regen verheißen, aber uns nicht daran hindern, die Hänge des imposanten Plattkofel mit seinem klaren Dolomitengestein zu erklimmen. Nachdem wir die Nacht in der Hütte verbracht haben, erwartet uns ein typischer, strahlender Sommertag. Die Sonne begleitet uns auf unserer neuen Route durch das Durontal, und die frische morgendliche Brise weckt Erinnerungen an sommerliche Aromen und Düfte, an Leichtigkeit und Glück.

Dann taucht die Gipfelsilhouette des Rosengartens auf, die den Weg durch das grüne Tal versperrt, so dass wir über den Hang aufwärts steigen, der uns vor die Rosszähne bringt, eine bizarre, fast bedrohliche Felsformation: zerklüftet, spitz und zugleich spektakulär. Das felsige Panorama bleibt nicht ohne Wirkung auf uns, und wir kosten jeden einzelnen Moment aus. Wir erreichen das Schutzhaus Tierser Alpl direkt am Fuße der turmartigen Rosszähne. Von hier öffnet sich das Panorama bis hin zu den zahlreichen Gipfeln der Dolomiten, darunter die Marmolada, die Sellagruppe, Pelmo, Platt- und Langkofel sowie viele andere. Die sommerliche Stimmung begleitet uns also den ganzen Tag, obwohl beim Abstieg die Wolken immer dichter zusammenrücken und sich dunkler färben. In der Ferne grollt schon der Donner, die Wolken werden schwarz, der Sommer ist da, und unser Herzschlag beschleunigt sich.

Autor: Focus On Trips