Sommerliche Eindrücke im Villnösser Dolomitental (Val di Funes)
Im Hochsommer gibt es so viele Ausflugsmöglichkeiten, dass wir uns kaum entscheiden können: Wir haben unzählige Ideen, malen uns die Wanderungen aus, die wir machen wollen, die schon geplant sind oder von denen wir im Winter nur geträumt haben. Wir lassen uns von der Vorstellung beflügeln, dass wir auf den Bergpfaden unterwegs sind, die frische Luft einatmen, Geist und Seele stärken und keinen einzigen Moment verpassen möchten.
Wir gehen in Richtung Villnösser Tal, das mit den spitzen, schlanken Gipfeln der Geislergruppe – eine der schönsten und bekanntesten Bergsilhouetten der Dolomitenlandschaft – ein beliebtes Ausflugsziel ist und jeden Besucher begeistert. Trotzdem hat das Tal auch Winkel zu bieten, in denen kein intensiver Fremdenverkehr herrscht. So können wir mitten in das Villnösser Tal eintauchen und unter vielen verschiedenen Routen wählen, die uns zu anderen, ebenfalls atemberaubenden Ausblicken führen. Wir beschließen, dieses Tal zu erkunden, indem wir zunächst einem bequemen Pfad am Fuße der Geislerspitzen folgen und der Zanser Alm den Rücken kehren.
Der Weg verläuft durch den Wald und steigt allmählich an, bis wir aus dem Schatten der Bäume auf einen schmalen Pfad gelangen, dessen Kulisse immer mehr von den Felsen der Dolomiten geprägt wird, und zwar nicht nur von den Gipfeln der Geisler-, sondern auch der Puezgruppe. Der Pass zeichnet sich oberhalb von uns ab, während wir unsere Wanderung in der Ruhe des frühen Nachmittags fortsetzen: Ein einsames Murmeltier kreuzt pfeifend unseren Weg und verschwindet in der umliegenden, stillen Landschaft.
Vor dem Pass atmen wir noch einmal tief durch und nehmen konzentriert die letzten Meter des Aufstiegs in Angriff – nur noch ein paar Schritte, die aber entscheidend sind. Nun überholt der Kopf die Füße, der Blick schweift weit voraus, das Panorama rückt langsam näher ins Blickfeld, bis es sich ganz vor uns ausbreitet: Dieser Augenblick, diese wenigen Sekunden schenken Eindrücke, die jede Entdeckung, jeden Moment des Staunens begleiten und unvergesslich bleiben.
Nun folgt eine herrliche Strecke unterhalb des grünen Bergrückens, und wir haben einen großartigen Blick auf das gesamte Panorama. Wir sind jetzt so hoch oben, dass die Felsen mit den grünen Abhängen und dem blauen Himmel zu verschmelzen scheinen. Ein steiniger und exponierter Abstiegspfad lenkt den Blick und unsere Aufmerksamkeit wieder auf unsere Schritte, denn wir dürfen keine falsche Bewegung machen. Auf einem solchen Weg schwanken die Emotionen zwischen leichter Bangigkeit und staunendem Erleben.
Wir lassen alles hinter uns – die Zeit, die Sorgen, die Pannen. Wir geben uns vor dem Felsen und angesichts des Panoramas ganz dem Gefühl hin, in den Bergen zu sein, und lassen uns von der frischen Luft durchdringen.