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Ein Tag in der Steppe

12 Februar 2018

Endlich fahren wir ins mongolische Outback: Das Reservat des Gorkhi-Terelj Nationalparks. 90.000 Hektar Steppe und wilde Pferde.

Der Führer, der uns begleitet, hilft uns dann mit einer Bekleidung, die einer arktischen Expedition würdig ist: ein Paar Stiefel aus Schafsfell und etliche andere Dinge. Wir sind bereit für den Mond. Jenen eisigen Mond, den wir vom Fenster der Transmongolischen Eisenbahn aus gesehen haben und der nun endlich unter dem Gewicht unserer weichen Schritte zum Vorschein kommt.

Wir verlassen die Hauptstadt in einem kleinen Transportwagen, das Fahrzeug ist ein koreanische Minivan ohne Winterbereifung und ohne montierte Schneeketten, wir haben kein GPS-System und keinen Allradantrieb, unsere einzige Verbindung mit der Welt ist das Handy unseres Fahrers, Pakà. Auf den ersten 20 km sind die Straßen noch Straßen, danach verschwinden sie in einem einzigen großen Tal, wo die Orientierung ganz von der Erfahrung, der Intuition und dem Glück des Fahrers abhängt.

Wir erreichen unser Ziel. Wir befinden uns in einem Tal, wo alles unter Schnee verschüttet ist, die Außentemperatur beträgt zirka –20 Grad und die in der Sonne funkelnden Schneekristalle zeigen sich in ihrer ganzen Pracht. So einen Schnee haben wir noch nie gesehen: Da sind keine einzelnen Flocken, sondern nur präzise Gebilde aus Eiskörnern. Draußen strahlt ein wunderbarer Tag, wir finden Unterkunft bei einer Nomadenfamilie, unseres ist das Gästezelt. Wir schlafen alle zusammen, das Zelt hat die Form eines kleinen, mit Holzbrettern ausgefachten Zirkus, ein alter Kohleofen beherrscht die Mitte des Raums, als einzige Lichtquelle dient eine von der Decke hängende Neonlampe, die Betten sind aber richtige Betten mit zusammengeflickten Decken und Kissen.

Nachdem unsere Sachen verstaut sind, gehen wir zu Fuß los in Richtung eines Bergs. Auf den Hängen eines zusammengeschmolzenen Gipfels hat sich ein buddhistisches Kloster verschanzt, hier versammeln sich Mönche und Personen über lange Monate hinweg zur Meditation und zum Gebet. Die Stille wird nur von unseren Worten unterbrochen, es gibt keine Autos und erst recht keine Geschäfte oder andere Menschen, keinen durch Wohnhäuser oder die Umgebung verursachten Lärm: Nur den Wind, das Getöse der Schritte in der Stille, weil es das ist, was heute geschieht. Jede Straße, die zu einem Kloster führt, geht bergauf, wenn man eintritt und bergab, wenn man es verlässt, die Türen zeigen nach Osten, zu Ehren der Sonne, des Morgens und des neuen anbrechenden Tags.

Elia Gioacchini & Nicole Yumi Mastromarino.