Alltagssituationen in El Chaltén
Heute ist es trüb und grau.
Hier unten in Patagonien werden die schwierigen Dinge so nebenbei gelöst, während die einfachen wie zum Beispiel das Tanken ein großes Problem darstellen.
Wir sitzen alle dicht gedrängt auf der Ladefläche des Pick-ups und warten seit einer halben Stunde, dass jemand mit dem Schlüssel kommt und den Laden öffnet, in dem sich – so glauben wir verstanden zu haben – ein Kanister mit Dieselöl unbestimmter Herkunft befinden soll!
Wir haben uns eingemummelt, denn es ist kalt, und der übliche eiskalte Wind fährt uns in Mark und Knochen.
Es ist mittlerweile 11 Uhr, als drei Gestalten auftauchen (zum Schlüsselholen muss man mindestens zu dritt sein!) und die Schlüssel für das sagenhafte Geschäft mitbringen. Zu unserem großen Glück finden wir darin wirklich das, was wir so dringend benötigen.
Der Tank wird langsam und mit viel Erfindungsgeist gefüllt. Der Kanister wird auf das Verdeck gestellt, und die drei Gauchos versuchen abwechselnd, den Treibstoff mit einem Schlauch in den Tank zu füllen, indem sie ihn einfach mit dem Mund ansaugen.
Darüber wundert sich hier niemand: Wir sind ja hier in Südamerika! Die Zeit hat hier einen anderen Rhythmus und ist sehr „elastisch“! Wichtig ist, dass man die Ruhe bewahrt und sich dem Ambiente und den Einheimischen anpasst.
Alles läuft wie am Schnürchen, und kurz vor Mittag sind wir endlich auf dem Weg in die Berge. Beim Anblick des weißen Granits von Fitz Roy und des azurblauen Wassers der Lagune Los Tres ist alles schnell vergessen, und die kleinen Zwischenfälle werden fast als „pittoreske“ Erlebnisse dieser herrlichen Gegend betrachtet.