Crossing Patagonia: El Chalten
Bei unserer Ankunft wirkt El Chaltén geschäftig und lebhaft. Vielleicht weil wir schon seit Tagen davon träumen, endlich hier anzukommen oder weil wir auf unserem bisherigen Weg fernab von jeder Zivilisation mehrere Zwischenfälle erlebt haben jedenfalls erscheint uns die Ortschaft inmitten der Staubwolke, die vom ständigen Wind aufgewirbelt wird, fast wie eine Fata Morgana. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, vergleichbar mit La Thuile, wo man im Winter abends bei einem Bier und einem Teller Pasta bespricht, auf welcher Seite des Berges man am nächsten Tag absteigen soll, oder mit dem Camp 4 am Fuße des El Capitan, wo es im Sommer von morgens bis abends nur ein einziges Gesprächsthema gibt, das alle beschäftigt: das Klettern.
In El Chaltén fühlt man sich gleich zugehörig, weil man deutlich spürt, dass alle aus demselben Grund dort sind und dasselbe Bedürfnis haben. Vielleicht geht es bei diesem Wunsch nicht ausschließlich um das Bergsteigen, sondern vor allem um die Suche nach dem Schönen, um eine Schönheit, die frei, wild, oft grausam und unberechenbar ist. Hier strahlt alles Kraft und Größe aus. Die Gipfel des Fitz Roy und Cerro Torre ragen wie die Türme einer riesigen gotischen Kathedrale in den Himmel, empfangen die Wanderer mit Schnee, Regen und ständigen Unwettern, sobald sie sich ihren Abhängen nähern, und geben ihnen das Gefühl, klein und schwach zu sein.
Dann gelangt man zu den windgepeitschten Seen und verwunschenen Wäldern, in dem die langsam zu Boden sinkenden Bäume knarren und ächzen, als wollten sie ein letztes Mal auf sich aufmerksam machen, bevor sie sich in totes, trockenes Holz verwandeln. Hier ist das Leben scheinbar einfach, aber faszinierend, voller Hoffnung und Mystik, wie das der echten Träumer, von denen es hier viele gibt. Auch unser Aufenthalt war für uns ein intensives Erlebnis voller Leichtigkeit, umgeben von zauberhaften Stätten, die weltweit einzigartig sind und in denen man sich bei vie
Authors: @wanderlost_2022