Der Baikalsee
Plötzlich fand ich mich in dieser magischen Welt, bewegungslos, ich fühlte mich fehl am Platz, erst vorgestern hatte ich zu Hause auf meinen Steinen gespielt, mit nacktem Oberkörper, gewärmt von der ersten Frühlingssonne; und heute bin ich hier, in einem abgelegenen Dorf in Sibirien, genau nördlich der Mongolei.
Ich drehe mich in meinem Daunenschlafsack um, es ist noch tiefe Nacht, hier drinnen ist es zu heiß, ich schwitze, ein irreales Schweigen dröhnt in meinen Ohren.
Heute war es hart, wegen der großen Kälte rannten die Athleten sehr schnell über den See, ich konnte kaum Fotos machen, ohne die Handschuhe auszuziehen.
Der Wind pfiff und wirbelte kleine Kristalle auf, die am Objektiv meiner Kamera schmolzen, meine Haut klebte am gusseisernen Gehäuse meiner 28-300. Alles hier oben ist kompliziert!
Morgen kehren wir zum zugefrorenen See zurück und das Rennen geht weiter.
Ich bin nicht müde, ich knipse das Stirnlicht an und schaue auf die Uhr, es ist vier Uhr morgens, aber der Schlaf ist noch der von zehn Uhr abends. Ich kontrolliere die Temperatur auf einem arg mitgenommenen Thermometer, das außen an der verdreckten Fensterscheibe lehnt… -28°.
Die Toilette ist außen, ich würde sie brauchen: Ich denke schon länger daran, aber mir fehlt der Mut, nun aber ist es dringend und ich habe keine Wahl.
Ich ziehe nur meine Daunenjacke über und stürze hinaus. Ich bin in einer Märchenwelt, alles ist schneeweiß!
Ich blicke kurz nach oben, ein mondloses Sternengewölbe erdrückt mich… ist es ein Traum?